Nachhaltigkeit der IT: 3 Herausforderungen und Maßnahmen

Die Informationstechnologie ist ein wesentlicher Treiber für Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und Effizienz in der Finanzbranche. Doch die IT hat auch einen erheblichen Einfluss auf die Umwelt: Sie verbraucht viel Energie, erzeugt Treibhausgase und produziert Elektroschrott. Laut einer Studie des Capgemini Research Institute1Vgl. Sustainable IT: Nur sechs Prozent der Unternehmen haben eine nachhaltige IT | Capgemini Germany. ist die IT weltweit für rund 2 bis 3 Prozent der Kohlenstoffdioxid-Emissionen verantwortlich. Eine andere Studie des deutschen Ministeriums für Umwelt prognostiziert, dass der Stromverbrauch von Rechenzentren von 2015 bis 2025 um mehr als 60 Prozent steigen wird2Vgl. BMUV: Green IT..

Angesichts dieser Herausforderungen ist es nicht nur eine moralische Pflicht, sondern auch ein strategischer Vorteil, eine nachhaltige IT zu implementieren. Nachhaltige IT bedeutet, die Umweltauswirkungen der IT zu reduzieren, indem man energieeffiziente, langlebige und recycelbare Produkte und Dienstleistungen nutzt. Nachhaltige IT kann auch dazu beitragen, die sozialen und ökonomischen Ziele der Nachhaltigkeit zu fördern, indem man digitale Lösungen für gesellschaftliche Probleme anbietet und Kosten spart.

In diesem Artikel beschreibe ich, warum eine nachhaltige IT für Finanzdienstleister wichtig und vorteilhaft ist, welche Herausforderungen und Hindernisse sie bei der Implementierung einer nachhaltigen IT-Strategie überwinden müssen und welche Maßnahmen und Best Practices sie anwenden können, um eine nachhaltige IT zu realisieren.

Warum eine nachhaltige IT für Finanzdienstleister wichtig und vorteilhaft ist

Eine nachhaltige IT bietet Finanzdienstleistern mehrere Vorteile, die sowohl die ökologische, als auch die ökonomische und soziale Dimension der Nachhaltigkeit betreffen.

Der erste Vorteil ist die Verbesserung der Umweltleistung. Eine nachhaltige IT kann dazu beitragen, den Energieverbrauch, die CO₂-Emissionen und den Ressourcenverbrauch der IT zu senken. Dies kann nicht nur die Umwelt schützen, sondern auch die Einhaltung von gesetzlichen Vorgaben und freiwilligen Standards erleichtern.

Der zweite Vorteil ist die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und des Geschäftserfolgs. Eine nachhaltige IT kann auch zu einer Verbesserung der betrieblichen Effizienz und der Kostensenkung führen. Durch den Einsatz von energieeffizienten und langlebigen IT-Systemen können Finanzdienstleister ihre Stromrechnung reduzieren, die Lebenszykluskosten ihrer IT senken und die Ausfallzeiten minimieren. Außerdem können sie durch eine nachhaltige IT ihre Innovationsfähigkeit erhöhen, indem sie neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln, die den Bedürfnissen und Erwartungen ihrer Kunden und Stakeholder entsprechen. Sie können etwa digitale Lösungen anbieten, die die finanzielle Inklusion fördern, die Transparenz erhöhen oder den Zugang zu grünen Finanzprodukten erleichtern.

Der dritte Vorteil ist die Verbesserung der Reputation und der Kundenbindung. Eine nachhaltige IT kann auch zu einer Steigerung der Glaubwürdigkeit und des Vertrauens bei den Kunden und der Öffentlichkeit beitragen. Durch die Kommunikation ihrer Nachhaltigkeitsziele und -leistungen können Finanzdienstleister zeigen, dass sie ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden und einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leisten. Dies kann ihre Markenwerte stärken, ihre Kundenloyalität erhöhen und ihre Attraktivität für potenzielle Mitarbeiter und Investoren verbessern. Sie können so etwa durch die Verwendung von Nachhaltigkeitslabels oder -zertifikaten ihre IT-Produkte und -Dienstleistungen hervorheben und sich von ihren Wettbewerbern differenzieren.

Welche Herausforderungen und Hindernisse Finanzdienstleister bei der Implementierung einer nachhaltigen IT-Strategie überwinden müssen

Trotz der vielfältigen Vorteile einer nachhaltigen IT gibt es auch einige Herausforderungen und Hindernisse, die Finanzdienstleister bei der Entwicklung und Umsetzung einer nachhaltigen IT-Strategie berücksichtigen müssen.

Die erste Herausforderung ist der Mangel an Bewusstsein und Wissen. Viele Finanzdienstleister sind sich der Umweltauswirkungen ihrer IT nicht bewusst oder haben kein ausreichendes Wissen über die Möglichkeiten und Methoden, um eine nachhaltige IT zu gestalten. Laut einer Studie des Capgemini Research Institute wissen sehr viele der befragten Unternehmen nicht, wie groß der CO₂-Fußabdruck ihrer Unternehmens-IT ist3Vgl. erneut Sustainable IT: Nur sechs Prozent der Unternehmen haben eine nachhaltige IT | Capgemini Germany.. Außerdem ist sich nur ein kleiner Teil der Befragten bewusst, dass bei der Produktion eines Handys oder Laptops mehr CO₂-Emissionen entstehen, als über deren gesamten Nutzungszeitraum hinweg. Dies kann zu einer Unterschätzung der Notwendigkeit und des Potenzials einer nachhaltigen IT führen.

Die zweite Herausforderung ist der Mangel an Führung und Governance. Viele Finanzdienstleister haben keine explizite Strategie, keine definierten Ziele und keine verantwortlichen Teams für eine nachhaltige IT. Laut Capgemini Research Institute haben nur 22 Prozent der befragten Unternehmen eine nachhaltige IT in ihre übergeordnete Nachhaltigkeitsagenda integriert. Außerdem haben nur 6 Prozent der befragten Unternehmen einen hohen Reifegrad in Bezug auf eine nachhaltige IT erreicht. Das heißt, sie haben eine umfassende Strategie, eine klare Governance und messbare Ziele für eine nachhaltige IT. Das Fehlen hiervon kann zu einer mangelnden Priorisierung, Koordination und Kontrolle einer nachhaltigen IT führen.

Die dritte Herausforderung ist der Mangel an Ressourcen und Anreizen. Viele Finanzdienstleister haben nicht genügend finanzielle, technische oder personelle Ressourcen, um eine nachhaltige IT zu realisieren. Sie können etwa nicht über die erforderlichen Geräte, Software oder Fachkräfte verfügen, um den Energieverbrauch, die CO₂-Emissionen oder den Ressourcenverbrauch ihrer IT zu messen und zu reduzieren. Außerdem verfügen sie nicht über die notwendigen Anreize, um eine nachhaltige IT zu fördern. Sie könnten unter anderem keine klaren Vorteile oder einen positiven Return on Investment einer nachhaltigen IT erkennen oder keine angemessenen Belohnungen oder Sanktionen für eine nachhaltige IT erhalten.

Welche Maßnahmen und Best Practices Finanzdienstleister anwenden können, um eine nachhaltige IT zu realisieren

Um die Herausforderungen und Hindernisse zu überwinden und die Vorteile einer nachhaltigen IT zu nutzen, sollten Finanzdienstleister eine Reihe von Maßnahmen und Best Practices anwenden, die sich auf verschiedene Aspekte einer nachhaltigen IT beziehen.

Die erste Maßnahme ist die Entwicklung einer Strategie für eine nachhaltige IT, die im Einklang mit der übergeordneten Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens steht (dass es diese gibt, wird an dieser Stelle einmal vorausgesetzt; dieser Artikel bezieht sich nur auf die IT-Strategie. Für die Entwicklung einer IT-Strategie siehe hier). Finanzdienstleister sollten eine klare Vision, Mission und Ziele für eine nachhaltige IT definieren, die mit ihrer Geschäftsstrategie und ihren Nachhaltigkeitszielen übereinstimmen. Sie sollten auch eine Roadmap für die Umsetzung einer nachhaltigen IT erstellen, die die erforderlichen Aktivitäten, Ressourcen und Zeitpläne festlegt. Dabei sollten sie sich an relevanten Rahmenwerken und Standards orientieren, etwa einem Green IT Maturity Model4Vgl. SURF Green IT Maturity Model | SURF.nl.. Weitere Maßnahmen sind auch auf der Website des Umweltministeriums zu finden5Vgl. BMUV: Green-IT-Strategie zur Reduktion des durch den IT-Betrieb verursachten Energieverbrauchs der Bundesverwaltung.. Sie sollten auch die relevanten Stakeholder in die Entwicklung und Umsetzung einer nachhaltigen IT einbeziehen, etwa die Geschäftsführung, die IT-Abteilung, die Kunden, die Lieferanten und ggf. die Regulierungsbehörden.

Die zweite Maßnahme ist die Messung und Optimierung der Umweltauswirkungen der IT, insbesondere des Energieverbrauchs, der CO₂-Emissionen und des Ressourcenverbrauchs. Finanzdienstleister sollten die Umweltauswirkungen ihrer IT regelmäßig messen und überwachen, indem sie geeignete Indikatoren und Methoden verwenden, etwa den CO₂-Fußabdruck, den Energieverbrauch pro IT-Einheit oder den Materialverbrauch pro IT-Einheit. Sie sollten auch Maßnahmen ergreifen, um die Umweltauswirkungen ihrer IT zu reduzieren, indem sie energieeffiziente, langlebige und recycelbare IT-Produkte und -Dienstleistungen nutzen. Sie können so etwa den Einsatz von Cloud-Computing, Virtualisierung, Green Data Centern, Green Software oder Green Hardware fördern.

Die dritte Maßnahme ist die Entwicklung und Bereitstellung von digitalen Lösungen, die die ökonomischen und sozialen Ziele der Nachhaltigkeit unterstützen. Finanzdienstleister sollten nicht nur die Umweltauswirkungen ihrer IT minimieren, sondern auch die positiven Auswirkungen ihrer IT maximieren, indem sie digitale Lösungen anbieten, die die ökonomischen und sozialen Ziele der Nachhaltigkeit unterstützen. Sie können so etwa digitale Lösungen anbieten, die die finanzielle Inklusion fördern, die Transparenz erhöhen, den Zugang zu grünen Finanzprodukten erleichtern, die Finanzbildung verbessern oder die Finanzstabilität stärken.

Die vierte Maßnahme ist die Kommunikation und Berichterstattung über die Nachhaltigkeitsleistungen und -ziele der IT. Finanzdienstleister sollten ihre Nachhaltigkeitsleistungen und -ziele in Bezug auf ihre IT transparent und glaubwürdig kommunizieren und berichten, indem sie geeignete Kanäle und Formate verwenden, etwa Nachhaltigkeitsberichte, Social Media oder Nachhaltigkeitslabels oder -zertifikate. Sie sollten auch die Rückmeldungen und Erwartungen ihrer Stakeholder in Bezug auf ihre nachhaltige IT einholen und berücksichtigen, um ihre Nachhaltigkeitsstrategie und -praxis kontinuierlich zu verbessern.

Fazit

Eine nachhaltige IT ist eine wichtige und lohnende Herausforderung für Finanzdienstleister, die sowohl ihre Umweltleistung als auch ihre Wettbewerbsfähigkeit und ihren Geschäftserfolg verbessern wollen. Um eine nachhaltige IT zu implementieren, sollten Finanzdienstleister eine klare Strategie, eine effektive Governance, ausreichende Ressourcen und Anreize sowie eine transparente Kommunikation und Berichterstattung haben. Sie sollten auch die Best Practices und Beispiele anderer Finanzdienstleister oder Branchen nutzen, um von deren Erfahrungen und Erkenntnissen zu lernen. Eine nachhaltige IT ist nicht nur eine technische, sondern auch eine kulturelle und organisatorische Veränderung, die eine langfristige Vision, ein starkes Engagement und eine kontinuierliche Anpassung erfordert.

Fußnoten

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Über mich

Mein Name ist Wolf Rasmussen, ich bin 31 Jahre alt und als Wirtschaftsinformatiker Berater für Digitalisierungsthemen. Mein Schwerpunkt liegt auf Prozessmanagement, meine Interessen liegen darüber hinaus auch in den Bereichen Strategie und Management.

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